Diese Frage beschäftigt uns moderne Menschen schon eine ganze Weile, und tatsächlich ist sie ja auch nicht unbegründet. Im Grunde gibt es mehrere Ideen, woher das optisch deutlich aus der Masse hervorstechende “Männlein im Walde” seine Bezeichnung her hat. Wir schauen uns heute die drei am weitesten verbreiteten Theorien an und versuchen herauszufinden, welche am wahrscheinlichsten ist. Schließlich fragen wir uns doch alle: Warum heißt der Fliegenpilz Fliegenpilz, nicht wahr?
Fliegende Rentiere und der Ursprung der Weihnachtsgeschichte
Es gibt eine faszinierende Legende, die schon einige Hundert Jahre alt ist. Sie besagt, dass Rentiere fliegen können, nachdem sie Fliegenpilze gefressen haben. Diese Vorstellung stammt von den indigenen Völkern Sibiriens, die beobachteten, dass Rentiere nach dem Verzehr von Fliegenpilzen ein verändertes Verhalten zeigten. Die Pilze enthalten- besonders im rohen Zustand- psychoaktive Substanzen wie beispielsweise Muscimol und Ibotensäure. In größeren Mengen verzehrt können diese natürlichen chemischen Verbindungen im Fliegenpilz Halluzinationen und Euphorie hervorrufen.
Es wird angenommen, dass die Rentiere nach dem Verzehr der Pilze tatsächlich ein eher ungewöhnliches Verhalten zeigten, wie zum Beispiel ausgelassenes Springen oder dass sie ungewöhnlich schnell laufen konnten. Dies führte zu der Vorstellung, dass die Rentiere fliegen könnten. Obwohl diese Legende nicht wissenschaftlich belegt ist, zeigt sie doch die faszinierende Verbindung zwischen Mensch und Natur sowie die historische Bedeutung von Fliegenpilzen in verschiedenen Kulturen. Und sie ist besonders schön, da sie die Fantasie anregt und den Grundstein zur Geschichte vom Weihnachtsmann und seinem von Rentieren durch die Lüfte getragenen Schlitten gelegt hat.
Geheimnisvolle Hexen auf fliegenden Besen
Die Vorstellung, dass Hexen mittels Flugsalbe durch die Luft reisen können, hat eine lange Geschichte in der Folklore und im Aberglauben. Diese Überzeugung geht auf die Hexenverfolgungen des Mittelalters zurück, als Menschen, insbesondere Frauen, beschuldigt wurden, mit dem Teufel im Bunde zu sein und übernatürliche Kräfte zu besitzen. Eine der Legenden besagt, dass Hexen eine spezielle Salbe herstellen konnten, die es ihnen ermöglichte, sich auf einen Besen zu setzen und durch die Luft zu fliegen.
Die Inhaltsstoffe dieser Flugsalben waren oft giftige Pflanzen wie Bilsenkraut oder Stechapfel, aber auch Fliegenpilze, die allesamt halluzinogene Wirkungen haben und ein Gefühl des Schwebens oder Fliegens vermitteln konnten. Es wird angenommen, dass die Hexen diese Salben auf ihren Körper auftrugen oder auf einen Besenstiel rieben, um sich in einen tranceähnlichen Zustand zu versetzen und sich dann auf eine "Reise" durch die Luft zu begeben.
Diese Vorstellung wurde von der Kirche und den Behörden genutzt, um die Hexenverfolgungen zu rechtfertigen und die Angst vor Hexerei zu schüren. In Wirklichkeit handelte es sich bei diesen Flugsalben jedoch um eine Mischung aus Aberglauben, Missverständnissen und Verleumdungen. Die Idee, dass Hexen tatsächlich durch die Luft fliegen konnten, war eine Fantasie, die dazu diente, die Kontrolle über die Bevölkerung zu festigen und Andersdenkende zu unterdrücken.
Heutzutage wird die Vorstellung von fliegenden Hexen und Flugsalben oft als Symbol für die Macht der Fantasie und die Gefahren von Aberglauben betrachtet. Es ist wichtig, sich der historischen Hintergründe solcher Überzeugungen bewusst zu sein und kritisch zu hinterfragen, was als Wahrheit oder als Mythos angesehen wird.
Weiße Flecken als Lockmittel für Fliegen
Die weißen Punkte auf dem Fliegenpilz sind ein charakteristisches Merkmal dieser Pilzart und tragen maßgeblich zur Namensgebung bei. Der Fliegenpilz, auch bekannt als Amanita muscaria, zeichnet sich durch seine leuchtend rote Kappe mit weißen Punkten aus. Diese Punkte sind eigentlich die Reste des Pilzschleiers, der die Kappe des Pilzes in der frühen Entwicklungsphase bedeckt. Im Laufe der Zeit reißt der Schleier auf und hinterlässt die charakteristischen weißen Flecken auf der roten Oberfläche des Pilzes. Diese auffällige Erscheinung soll angeblich besonders anziehend auf lästige Insekten wie Fliegen und Mücken wirken.
Deshalb hofften die Menschen im Mittelalter – als es noch keine Insektizide gab – mit den in Milch getränkten Fliegenpilz-Stücken die Fliegenplage in den Griff zu kriegen. In Versuchen hat sich heute allerdings herausgestellt: Stubenfliegen können zwar tatsächlich umfallen, wenn sie die vergiftete Milch trinken, sie sind aber in der Regel nur eine Weile lang betäubt. Nach einiger Zeit fliegen sie dann munter weiter. Aller Wahrscheinlichkeit nach war es auch eher der Zucker, der neben den Pilzstückchen der Milch hinzugefügt wurde, welcher die Fluginsekten geradezu magisch anzog.
Auch wenn diese Fliegenfallen-Geschichte die bekannteste Erklärung ist, weiß man heute nicht ganz sicher, ob das auch wirklich der Grund ist, warum der Fliegenpilz so heißt. Außerdem ist überliefert, dass die Menschen im Mittelalter möglicherweise glaubten, dass jeder, der von einem Fliegenpilz isst, wahnsinnig wird. Schließlich kommt die sonderbare Trunkenheit, in die einen die Fliegenpilz Wirkung versetzen kann, dem ja schon sehr nahe. Und als Symbol des Wahnsinns galten damals Fliegen.
Fazit von "Warum heißt der Fliegenpilz Fliegenpilz?"
Es lässt sich offenbar nicht zweifelsfrei klären, woher der Fliegenpilz seinen Namen hat. Also darf sich jeder selbst entscheiden, welche Theorie seiner Meinung nach der Wahrheit am nächsten kommt. Und was denkst du? Warum heißt der Fliegenpilz Fliegenpilz?
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